Dusie
Freunde, ist es ein Entzücken
euch bei uns heut zu erblicken!
Wenn man in die Runde schaut
sind zwar viele uns vertraut,
aber doch so manch Gesicht
ist es wiederrum auch nicht.
In gewissem Doppelsinn
ist auch Dusie mitten drin.
Jeder von uns Dusie kennt,
Dusie ist ambivalent,
Dusie tut sich manchmal schwer
zwischen förmlich und leger,
Dusie durchs Gespräch laviert,
Dusie eiert und taktiert.
Gell, jetzt ist Neugier groß:
wer und wo ist Dusie bloß?
Dusie ist der Zustand eben
zwischen „Du“ und „Sie“ zu schweben.
Jetzt die Zeit hier zu genießen
sollten alle sich entschließen
zu dem freundschaftlichen DU
und wir hoffen, ihr stimmt zu.
Wem das zu schnell und hoppla geht,
verspürt dabei gar Unbehagen,
mag wissen lassen ganz diskret
„Ach, du kannst ruhig Sie zu mir sagen.“
Dass wir uns in dieser Runde
reichen nun die Hand zum Bunde
werden jetzt vier Männer singen.
Mög die Übung uns gelingen
Das Loch – Wesen, Prinzip und Anwendung
Wesen
Es liegt, das ist ganz evident,
wohl in der Sache der Natur,
dass man so manches Ding erkennt
vermittels seines Umfelds nur.
Zum Beispiel liegt es auf der Hand,
dass ein banales Loch kurzum
von keinem von uns wird erkannt,
wenn diesem fehlt ein Drumherum.
Und wem würd es auch jemals glücken,
vorwitzig über die Gebühr,
heimlich durchs Schlüsselloch zu blicken,
gäb’s drum herum nicht eine Tür?
Genau so wenig würd dergleichen
nur aus dem Loche ganz allein
ein Tönchen schwerlich je entweichen.
Davon wird noch zu hören sein!
Prinzip
Von solchen Löchern haben acht
es auf ein Rundholz abgesehen
und einvernehmlich ausgemacht
dort ein joint venture einzugehen.
Vom Fachmann mit sensiblen Ohren
lässt nun nach Typus und Modelle
ein jedes Loch hinein sich bohren
ins edle Holz an richt‘ger Stelle.
Hier vorne sind es derer sieben
in Wirklichkeit sind‘s aber acht.
Das Loch, das übrig ist geblieben,
das wurde hinten angebracht.
Nicht jedes Loch sein Umfeld ziert,
im Hosenboden wär es Pein,
doch hier denkt jedes kultiviert
‚hier bin ich Loch, hier darf ich’s sein.‘
Anwendung
Loch heißt nicht nur Dekoration.
Hier hilft es einem höh’ren Sinn,
erst wenn es formt den rechten Ton
erweist das Loch sich als Gewinn.
Denn wenn man bläst halbwegs passabel
in diese Längsflöte hinein
und zwar hier oben in den Schnabel
und schließt ein Loch noch obendrein,
beginnt der Windkanal zu schwingen
und dann gemäß der Konstruktion
hört man im besten Fall erklingen
den runden, weichen Flötenton.
Doch das bedingt, dass intensiv
und ernsthaft man es üben muss,
denn wenn es schräg klingt oder schief
denkt man es sei ein Tinnitus.
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Bio Flöten
Nun ist die Mitteilung vonnöten:
wir spielen nur auf Bio Flöten,
bestehn sie doch, das macht uns stolz,
ausschließlich nur aus echtem Holz.
Das Holz ist hier der Stoff der Kunst,
hingegen Kunststoff Kunst verhunzt.
All diese Flöten hier im Raum
warn einstmals Teil von einem Baum,
auf welchem Vögel trillirierten
und Schmetterlinge Tanz vollführten,
zu dessen Füßen selbstverloren
sich Liebespaare Treue schworen.
Für den brillanten Flötenklang
sind edle Hölzer von Belang
vom Buchs-, vom Kirsch- und Ahornbaume,
Olive, Ebenholz und Pflaume,
auch Palisander gern man will
und Rosenholz und Genadill.
Doch müssen Hölzer nicht allein
der Stoff zum Flötenbauen sein.
Mehr dazu nach dem nächsten Lied,
das sich auf Kirschblüte bezieht
und was Japaner gerne singen.
Möge auch dieses Spiel gelingen.
Yingdi (Adlerflöte)
Wie auf schwerelose Weise
zieht im Hochland von Quinghai
stolz der Adler seine Kreise,
schwebt am Himmel sorgenfrei.
Unten auf der kargen Erde
steht Tseten und blickt hinauf,
folgt mit freudiger Gebärde
jenes Adlers Flugverlauf.
Adler sind in Tibet heilig
und auch Tseten diese ehrt,
die Beziehung ist gedeihlich
wie uns die Geschichte lehrt.
Für Tseten sind Adlerschwingen
in Gedanken Melodie
und er weiß wie sie erklingen,
weich und sanft in Harmonie.
Es gilt Werden und Vergehen
auch für dieses stolze Tier
und nur so kann man verstehen
was Tseten hat im Visier.
Kommt des Adlers Lebensende
geht Tseten und sucht honett
im hochbergigen Gelände
tagelang nach dem Skelett.
Birgt die beiden Flügelknochen,
ehrfurchtsvoll dort vom Granit
und wenn sie sind nicht gebrochen
nimmt er sie behutsam mit.
Für ein Flötchen auserkoren
wird nun Tseten Mal für Mal
in die Knochen Löcher bohren
und zwar sieben an der Zahl.
Spielt er dann die wunderschönen
sanften Melodien dort
weiß Tseten, in diesen Tönen
lebt der Adler ewig fort.
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Pan oder Faun
Es kommt nun wahrlich nicht drauf an,
ob man ihn Faun nennt oder Pan.
Gemeint ist jener kleine Bock,
der nachgestellt hat jedem Rock
und der verstand mit seinem Degen
die Nymphe Syrinx aufzuregen.
Die floh vor ihm, denn sie war keusch,
als aus dem Busch er mit Geräusch
hervortrat, um sie zu erhaschen
und liebeshungrig zu vernaschen.
Doch jeder unter uns versteht,
dass so etwas nun gar nicht geht.
Die schiere Not zwang sie zu handeln
sich in ein Schilfrohr zu verwandeln,
was wohl in des Gehörnten Brust
bewirkte großen Lustverlust.
Da schnitt der Pan, stellt euch mal vor,
im Schilf aus jener Nymphe Rohr
sich sieben Stücke im Bestreben
so aneinander sie zu kleben,
dass jedes, da verschieden lang,
erzeugte einen eignen Klang,
wenn man nur richtig drüber blies.
Mit dieser Fabel überdies
entstand aufgrund der Nymphe Nöte
des Pans berühmte Hirtenflöte.
Soweit hätt es nicht kommen müssen
denn Pan wollt Syrinx ja nur küssen,
vielleicht bezog sich sein Verlangen
auf ihre Lippen nur und Wangen.
Urchi und die Flöte
Urchi war ein rustikaler
Bärenfell-Neandertaler,
der nach seiner Frau Gejammer,
es sei leer die Speisekammer
und es sei nun mal ihr Willen
vor der Höhle heut zu grillen,
drum soll er den Arsch bewegen
einen Mammut zu erlegen,
folgsam nach des Weibs Begehr
gleich mit Keule, Steinaxt, Speer
loszog, dass ihm mag gelingen,
große Beute heim zu bringen.
Einem Mammut aufzulauern
das kann, glaubt mir, lange dauern.
Als nun fand der Jagdgeselle
die Mammutwildwechselstelle,
war wie immer bei der Jagd
erst mal warten angesagt.
Mammuts kannten keine Eile,
Urchi dafür Langeweile
und so kam’s, dass mit der Zeit
seine ganze Achtsamkeit
vor ihm ein banaler Stecken
auf dem Boden konnte wecken.
Eine Elle maß der wohl
und war durch und durch ganz hohl.
Urchi fand es zum erquicken
durch die Röhre durch zu blicken
und aus irgendeinem Grund
führte er sie auch zum Mund,
blies hinein aus Forscherdrang
und vernahm drauf einen Klang.
Mit dem klingenden Stück Holz
rannte Urchi los voll Stolz
und mit siegreichem Gegröle
zur Neandertaler-Höhle.
In der Hand das Holzobjekt
rief er: „ich hab was entdeckt,
daraus bau ich eine Flöte!“
Doch sein Weib aufgrund der Nöte,
war darüber nicht amused:
„Dass du einfach das nicht tust,
was ich dir hab aufgetragen,
nämlich Mammuts zu erjagen!“
‚Typisch!‘ dachte Urchi nur,
‚keine Ahnung von Kultur‘
und verächtlich tat er kund
Fleisch sei eh nicht so gesund!
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